Renovieren & Wohnen Ausgabe 2 - page 12

Bauen / Renovieren
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Ambe Parkett
Massive Argumente für das Bauen mit Holz
Warum Holz als bevorzugtes Baumaterial wiederentdeckt wird
Von seiner berühmten Deutschlandreise
im Jahr 1878 hatte der amerikanische
Schriftsteller Mark Twain viel zu berichten.
Der sprachgewaltige Literat nahm kein
Blatt vor den Mund – auch dann nicht, als
er sich über die bevorzugte Bauweise der
Deutschen äußerte: „Ich habe nie verste-
hen können, warum die
Deutschen, die so viel Holz
in ihrenWäldern haben, sich
partout darauf versteifen,
Häuser aus Stein zu bauen“,
sagte Twain und meinte so-
gar, mit demWohnen hinter
feuchtenWänden eine Ursa-
che für den Rheumatismus
vieler Deutscher der dama-
ligen Zeit festgestellt zu ha-
ben.
In der Anekdote steckt ein
Körnchen Wahrheit: Wäh-
rend in seiner amerikani-
schen Heimat wie auch in vielen anderen
Ländern von Japan bis Skandinavien traditi-
onell ein Großteil der Wohnhäuser aus Holz
errichtet werden, stand man der Holzbau-
weise in Deutschland lange Zeit zu Unrecht
skeptisch gegenüber. Heute allerdings, in
Zeiten von Energiewende und Ressourcen-
knappheit, wird der nachwachsende Roh-
stoff von einer modernen Generation von
Bauherren als ideales Konstruktionsmaterial
neu entdeckt.
Die vorbildliche Umweltbilanz des Naturma-
terials ist einer der Gründe, mit Holz zu bau-
en – aber längst nicht der einzige. Konstruk-
teure und Statiker schätzen zum Beispiel die
hohe Festigkeit, die Holz bei relativ gerin-
gem Gewicht aufweist. Man kann also
schlankere Bauteile einsetzen, von denen
Bauherren angesichts hoher Grundstücks-
preise profitieren: Dicke Wände sind ver-
schenkter Platz und kosten unnötig Geld.
Statische Nachteile hat diese Konstruktion
übrigens nicht: Moderne Holzgebäude
zeichnen sich durch enorme Standfestigkeit
aus und werden aus diesem Grund selbst in
erdbebengefährdeten Gebieten errichtet.
Ein entscheidender Vorteil aus bauphysikali-
scher Sicht ist die Energieeffizienz der Holz-
bauweise. Holz ist nämlich gleich in mehrfa-
cher Hinsicht ein Niedrigenergie-Baustoff.
Erstens verbraucht ein Holzhaus weniger
Energie für seine Herstellung als ein Haus in
konventioneller Bauweise. Mit dem gleichen
Energieaufwand, der für die Herstellung 300
Kilo Zement benötigt wird lässt sich eine
Tonne Schnittholz produzieren, also etwa
drei Mal so viel Material.
Zweitens verbessert die geringe Wärmeleit-
fähigkeit von Holz die Dämmung. Das nutzen
die Hersteller von Fertighäusern in Holzbau-
weise, um immer energieeffizientere Gebäu-
de zu entwickeln – zum Vorteil der Bauher-
ren, die für Holzfertighäuser oft Fördermittel
für Energie sparendes Bauen beanspruchen
können. Was Heizenergie
spart, fördert ganz neben-
bei die Wohngesundheit:
Die Wände von industri-
ell gefertigten Holzhäusern
sind vom ersten Tag an
trocken, das Haus muss
also nicht erst „trockenge-
wohnt“ werden. Das Natur-
material gleicht Schwan-
kungender Luftfeuchtigkeit
in den Wohnräumen aus
und erzeugt ein behagli-
ches Raumklima. Vielleicht
hatte Mark Twain also wirk-
lich Recht.
Und drittens entstehen bei der Herstellung
von Holzprodukten keine Abfälle. Rinde,
Späne und Restholz werden vollständig ver-
wertet. Und damit sind wir wieder bei der
Umweltbilanz angekommen: Hochgerech-
net entlastet ein Einfamilienhaus in Holzfer-
tigbauweise die Atmosphäre von 27 Tonnen
CO2. Das entspricht dem Kohlendioxidaus-
stoß von mehr als 10 Jahren Autofahren
oder 40 Flugreisen von Köln nach Mallorca.
Aktuell wird jedes sechste neue Ein- und
Zweifamilienhaus in Deutschland aus Holz
gebaut. Und ausgerechnet dort, wo Mark
Twain 1878 unterwegs war.
(BDF)
Wer ein Holzfertighaus baut, stellt hohe Ansprüche an Ökologie, Energiebilanz undWohngesundheit.
Foto: BDF / Baufritz
Architektur&Konzepte
Gordon Fuge
Dipl.-Ing. Architekt
Ihr Ansprechpartner für:
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